6 Mythen der seriellen Sanierung
Als ecoworks die serielle Sanierung 2019 zum ersten Mal nach Deutschland brachte, wurde das Konzept von vielen noch mit einiger Skepsis betrachtet. “Ein rein theoretischer Ansatz” hieß es oft in der Branche. Sich auf die Herangehensweise einzulassen und Projekte tatsächlich durchzuführen, war damals noch eine mutige Entscheidung einiger weniger.
Mittlerweile ist der Sprung zur etablierten Methode geschafft. Weltweit gibt es eine Vielzahl an Projekten, technischen Innovationen und Unternehmensgründungen, die sich ganz und gar der Idee einer seriellen Umsetzung von Sanierungen verschrieben haben. Und auch in Deutschland setzen Bestandshalter in der energetischen Sanierung immer mehr auf die industrielle Vorfertigung.
Das Interesse an seriellen Ansätzen ist in den letzten Jahren also enorm gestiegen. Und dennoch halten sich einige Mythen in der Branche hartnäckig. Sind sie noch berechtigt oder mittlerweile überholt? Wir möchten mit dieser Ausgabe unseres neuen Newsletters etwas Licht ins Dunkel bringen!
Mythos Nummer 1: Die serielle Sanierung kann nur auf wenige, sehr einfache Gebäude angewendet werden!
In den ersten seriellen Sanierungen wurden lediglich zwei- bis viergeschossige Gebäude mit einfacher Typologie umgesetzt. Durch die Weiterentwicklung der Technologie können inzwischen jedoch immer mehr Dach- und Fassadenformen berücksichtigt werden. Selbst Aufstockungen sowie Gebäude bis zur Hochhausgrenze mit neun Geschossen sind für den seriellen Ansatz kein Problem mehr. Wir arbeiten aktuell zum Beispiel an neuen Lösungen zur verfahrensfreien Integration von Gebäudetechnik in Fassaden und zur Weiterentwicklung von Konstruktionen für komplexere Fassadenkubaturen.
Genau über solche Wege entwickelt sich die serielle Sanierung als Ansatz immer weiter und erhält mehr und mehr Flexibilität in der Anwendbarkeit. Dank dieser Entwicklung sind wir schon heute in der Lage, mehr als 50 % der Nachfragen zu bedienen – eine Zahl, die wir in den kommenden Monaten und Jahren noch einmal um zehn bis zwanzig Prozentpunkte ausbauen werden können.
Mythos 2: Serielle Sanierung ist zu teuer!
Konventionelle Sanierungen bestehen oft aus vielen Einzelmaßnahmen, die über einen langen Zeitraum mit einem moderaten Effizienzziel verfolgt werden. Serielle Sanierungen dagegen verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz (gebündelte Maßnahmen) mit verkürzter Bauzeit und oft ambitionierteren Effizienzzielen (EH 55 EE). In Abhängigkeit von der jeweils benötigten Sanierungstiefe ergänzen sich die effiziente Gebäudehülle und die Wärme- und Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien ideal.
Durch die Kostensenkung in den vergangenen Jahren liegen die Vollkosten eines industriell vorgefertigten Projekts (EH 55 EE) derzeit etwa zehn bis zwanzig Prozent über denen einer herkömmlichen, konventionellen Sanierung (Effizienzhaus 70). Diese Lücke wird über die KfW-Förderung ausgeglichen, insbesondere durch den seriellen Sanierungsbonus in Höhe von fünfzehn Prozent. Unter Einbeziehung weiterer Faktoren – wie der Option auf Sanierung im bewohnten Zustand, Energiekosteneinsparungen, sowie der Erhöhung des Asset-Wertes – sind serielle Sanierungen bereits heute mehr als wettbewerbsfähig.
In der Betrachtung einzelner Projekte fehlt allerdings noch ein entscheidender Faktor: das “Serielle”. Aus nur einem seriellen Pilotkonzept können mit wenigen Anpassungen viele ähnliche Bestände in Reihe saniert werden. Dadurch sinken die Planungskosten und auch die Vorfertigung wird mit zunehmender Menge durch industrielle Kostendegression immer günstiger.
Mythos 3: Seriell sanierte Gebäude sehen alle gleich aus!
Über den Geschmack aus den 1950er- bis 1980er-Jahren kann und darf man sicher streiten. Trotzdem bleibt natürlich die Architektur von Gebäuden auch nach aufwendigen Sanierungsmaßnahmen erhalten. Was also kann hier ein sinnvoller Anspruch an die serielle Sanierung sein?
Leider kommt es heutzutage noch selten vor, dass auch ein gestalterischer Anspruch in der Bestandssanierung umgesetzt wird. Und so bekommt man selbst bei neu sanierten Siedlungen immer noch häufig Wärmeverbundsysteme und Putzfassaden zu sehen. Dabei ist gerade die Sanierung der Außenfassade die perfekte Gelegenheit, um den eigenen Bestand auch architektonisch in die Neuzeit zu holen. Dank umfangreicher Bemusterungskataloge und einer breiten Auswahl an Farben und Materialien, entsteht unkompliziert eine individuelle Außenoptik – trotz serieller Fertigung. Mit der Methode der seriellen Sanierung inklusive eines weit entwickelten gestalterischen Konzeptes kann ein deutlich höherer ästhetischer Standard erreicht werden.
Das sieht man auch hervorragend an den sehr unterschiedlichen Designs unserer laufenden und geplanten Projekte.
Mythos 4: Auf EH55 zu sanieren, lohnt sich nicht!
So vielfältig wie die deutschen Bestände, sind auch die jeweiligen Pfade zur Dekarbonisierung. Dabei bemüht sich jedes Unternehmen, die für ihr Portfolio am besten geeignete Strategie für die Sanierung zu wählen. Unter dem Strich bleibt häufig ein gemeinsames Ziel: Erfolgreich die Transformation der eigenen Gebäude zur Niedertemperaturfähigkeit zu vollziehen.
Diese Transformation zu erreichen, ist mit einem seriellen Ansatz absolut kein Problem. Im gemeinsamen Austausch zu Zielen, Wünschen und Hindernissen kann für jeden Bedarf ein Optimum aus Energieeffizienz und Baukosten erarbeitet werden. Mit einer guten Kenntnis der Förderlandschaft lassen sich zudem oft noch höhere Effizienzklassen erreichen, als zuvor gedacht! So beträgt der KfW-Tilgungszuschuss für EH 55 EE serielle sanierte Gebäude 35 Prozent, bei EH 70 konventionell sanierten Gebäuden dagegen nur zehn Prozent. Es kommt also auf die richtige Abwägung und eine gute Beratung an.
Der Weg zur Klimaneutralität ist bei nahezu allen Wohnungsunternehmen nur schwer über den ganzen Bestand finanzierbar – bezahlbare Klimaneutralität ist nur durch einen smarten, skalierbaren Ansatz möglich.
Mythos 5: Serielles Sanieren lohnt sich nur, wenn bisher keine anderen Sanierungsmaßnahmen am Objekt vorgenommen wurden!
Die serielle Sanierung von ecoworks ist ein Konzept, das mehrere Gewerke umfasst. In der Regel werden Außenhülle, Keller und Dach erneuert, PV-Anlagen und Wärmepumpen montiert und eventuell noch Aufstockungen oder das Anbringen von Balkonen durchgeführt. Doch das bedeutet nicht, dass dieser Ansatz nur für Gebäude geeignet wäre, die bisher noch komplett unsaniert sind.
Das Verfahren zielt vor allem auf ineffiziente Gebäude aus den Energieklassen D-H mit möglichst hohem Sanierungsbedarf ab. Was nach einer kleinen Zahl an Gebäuden klingt, entspricht tatsächlich rund 65 Prozent der Mehrfamilienhäuser in Deutschland. Wurden kleinere Maßnahmen bereits durchgeführt, können diese aber von vornherein berücksichtigt und in zu erstellende Sanierungskonzepte mit einbezogen werden. Lediglich für fast vollständig sanierte Gebäude braucht es keine aufwendige Vorfertigung ganzer Gebäudehüllen aus der Fabrik.
Mythos 6: Der Pflegeaufwand für die Fassadenelemente ist untragbar!
Wir verstehen diese Frage oft als Argument gegen Echtholz, welches im Laufe der Zeit natürlich vergraut. Serielle Fassaden können aber aus ganz unterschiedlichen und sehr lange haltbaren Materialien hergestellt werden.
Gut abgelagertes Holz bietet viele ökologische Vorteile und – mit bewusstem Vergrauungsanstrich – auch sehr elegante, gestalterische Möglichkeiten. Faserzement kann wiederum in verschiedenen Strukturen und Farben genutzt werden und weist über viele Jahrzehnte eine hohe Wetter- und Lichtbeständigkeit auf. Eine dritte Option bieten Flachverblender, mit denen beispielsweise auch Backsteinoptiken erzielt werden können. Die Möglichkeiten sind also extrem vielfältig. Die einzige Ausnahme bieten Putzfassaden, die sich bisher aus logistischen Gründen nicht zerstörungsfrei an die Baustelle liefern lassen. Diese wären jedoch ohnehin nicht die pflegeleichteste Option.
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